Sonntag, 12. November 2006

54: The hunter within

Nicht jeder und jedes ist das, was er respektive es zu sein scheint. Es ist Hinze Grasser kein Minister und der Schifahrer Schönfelder nicht lustig. Es ist die Kronenzeitung nichts zum Lesen und Blumfeld nichts zum Hören. Ein Golf ist kein Auto und ein Rennrad kein Mountainbike. Nicht im Mindesten ist der Hals der dünnste Teil des Menschen und das Skrotum nur ein Fremdwort, welches einen nicht zu jucken vermag. Auch ist ein Buch sicher mehr fertig, wenn es keiner liest, als ein Buch, das jemand grad fertig gelesen hat. Derlei versteht sich von selbst.
Oft aber wohnt der täglichen Begegnung hinterhältig die Tücke inne, und sie nusst den Begegnenden her, dass es nur so tuckert. Die Begegnung mit dem Mitmenschen ist ja überhaupt das Tückischste am Alltag. Ein Alltag, ohne dass einem jemand begegnete, heissa, das wäre ein Alltag von einem Alltag! Ein verdammter Alltag von einem Alltag wäre das, denn wenn es Alltag ist, dass einem keiner begegnet, dann ist es alltäglich, wenn einem keiner über den Weg rennt, und das ist dann angenehm. Die alltägliche Begegnung hingegen, das möchte ich hier nur so nebenbei einflechten, ist leider die unerfreuliche Regel in einem Alltag, welcher nur im seltenen Fall als alltäglich bezeichnet zu werden verdient.
(Dies sei freilich nur in quasi Anführungszeichen angemerkt, in Gänsefüßchen, wie wir Pisa-Sieger untereinander sagen.)
Gegen außergewöhnliche Alltagsbegegnungen ist ja generell nicht das Mindeste aufzumerken. Da schwillt keinem der Kamm, keinem wird das Skrotum wanstig. Wenn mir wildfremde Menschen mit Gummiringen in ihren Kinnbärten Biere zahlen, bloß ob der Tatsache, dass ich Ron Perkelino darstelle, ist das eine erfreuliche Begegnung, die im Alltag auch tatsächlich passiert und als solche selbigen versüßt. (Aus Dankbarkeit gebärde ich mich im Gegenzug mundfaul und hanne von hinnen, oder wie man da jetzt schnell sagt: Hinne von Dannen. Danne, der Hunne. Hunne, der Hund. Hund, der Hinne!). Und wenn mich einer fragt: „Hätten Sie, Herr Ronald Reginald Perkelino, es gerne, dass Ihr Alltag aus mehr von derlei Begegnungen bestünde?“ sagte ich schwerlich nein.
Menschen mit Gummiringen in eigenen Kinnbärten sind super. Und sie sind in der Regel das, was du erhoffst, dass sie sind: Downhill-Ranger.
Was aber, wenn jemand, den du zu verstehen glaubst, von dem du glaubst, dass er dein wohlwollender Teamchef ist, dir zu verstehen gibt, dass er, dein Förderer, dein Seelentröster, dein Rehlederpyjama, nicht so ureigentlich eben nämliches ist sondern mehr der ruchlose Großwildjäger? Der Zebraüberstreifer, der Elefantenaufspießer, der Löwendentist, der Antilopenüberholer und hernach scharf Zusammenbremser? Der Okapiskalpierer, der Haubentaucheruntertaucher, der Audi-A3-Fahrer? Dass er mehr der Bienenerschläger ist, der Schafwollpulli-mitsamt-Schaf-Träger, der Yoghurt-direkt-aus-der-Kuh-Trinker? Der Affenbrotbaumgriller ohne Feuerlöscher, der Feuerwerker ohne Himmel, der Losfahrer ohne Ersatzschlauch im Camelbak? Der Försterversteher, der Gewehrnachlader, der Zielfehrnrohreinsteller, der Remingtonconnaisseur? Der Gamsbartcoiffeur, der Hirschknopfknöpfer, der Lodenwalker mit beidhändig gehaltenem Wanderstock?
Ich weiß es nicht.
Alles was ich weiß: Mein Name ist Ronald Reginald Perkelino, ich lebe in unsicheren Zeiten. Ich wurde am zehnunddreißigsten Mai des Jahres 1862 v. C. geboren, falls man heute schon sagen kann, wann C. auf die Welt kommt. Ich bin Finne von Natur wie Naturell, ich schaue mir nicht ähnlich und habe eine frisch gesprengte Heimhöhle: www.imwald.twoday.net. Nicht, dass das jetzt eine Werbung gewesen wäre, auch wenn’s vielleicht so ausschaut.

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