Sonntag, 26. Februar 2006

Nummer 26: Comeback des Zermantschers

Im Wald

Biken...fährt.


Schön ist der Mountainbike-Sport. Schöner noch ist es, im gegnerischen Wettstreite mit anderen Bikern sich zu messen. Es vermeint ja jeder, das ewige Licht in seiner Fahrweise kumuliert zu haben. Es weiß man aber nicht, ob dem so ist oder ob da draußen einer ist, der noch lichter brennt. Wettstreit also.
Nach mannigfaltigen Verirrungen hat mein alter Freund Üzmüz der Zermantscher seine Karriere als Trüffelschwein zu einem unrühmlichen Versanden gebracht und gleichzeitig mit seinem unsäglichen Etto-Helm die Freude am Mountainbike wiedergewonnen. Üzmüz ist keiner, der Dinge so so lala betreibt. Wenn Üzmüz bikt, dann bikt er. Er bikt, bis unschöner Schorf unter seinem hohen Haaransatz gedeiht vor lauter Ans-Limit-Gehen. Das gefällt mir. Es entspricht mir auch.
Es gibt nämlich nichts Erfrischenderes, als der Fall eines Singletracks, wo dir zeitgleich Lenker wie Pedalerie verlustig geht und du nur mit deinem Bauch lose die Beziehung zum Bike hältst. Erwischt du den Lenker, ist das Problem schon halb gelöst. Kriegst du auch die Sache mit den Pedalen auf die Reihe, bist du Chef. Solcherart trainieren Üzmüz und Perkelino, zwei verlorene und wiedergewonnene Söhne der hohen Startnummer.
Zuerst erwarb Üzmüz den blauen Kobold. Der blaue Kobold war mein einziges Bike in Zeiten, da Nurtsillieren und von-Tantchen-Verprügeltwerden meine Lieblingsbeschäftigung war. Erst erweichte mich, dann bestach er mich. Gegen geringes Entgelt verschob ich den blauen Kobold nach Zermantschistan.
Doch der Zermantscher hatte nicht genug. Listig erschlich er sich Zugang zu Adrian, dem Bicycle-Repair-Man. Wortreich entwand er ihm den Rahmen einer lupenreinen Downhill-Waffe. Sodann beschwatzte er die Verkäufer des trefflichsten Fachgeschäfts von der Stadt. Mit beiden Armen voller Trümmer klopfte er an meine Pforte, zwecks Zusammenfügung des eisernen Puzzles. Im Schweiße meiner Fuchsmaske machte ich mich ans Geschäft, während Üzmüz an bunten Kurbelschrauben feilte.
Er werde sich revanchieren, versprach er. So geschah es.
Nämlich mangelte es uns am Team. Wer sich im Wettstreite mit anderen zu messen gedenkt, muss ein Auftreten haben am Rennplatz. Startet Üzmüz für das Team Zermantscher und Perkelino für die Mannschaft von Ron, dann wirkt das wenig elegant. Also nutzte Üzmüz die Segnungen moderner Kommunikation und legte unser Unterfangen den höchsten Industriekapitänen der Nation dar. In langen, ich bin geneigt zu sagen: blutigen Unterredungen überzeugte Üzmüz den Leiter der innovativen Landgeräte-Manufaktur Lindner Bauernfreund zu einem Engagement im schönen Mountainbike-Sport, den Leiter jener Unternehmung, welche das Zetor-Kombinat meiner Heimat ist, nur ohne eigene Bar.
Das ist ein Deal, welcher Sinn macht. Das Mountainbike ist der Lindner unter den Sportgeräten, es gibt keine größeren Bauernfreunde als unter unsergleichen. Und Üzmüz ersetzt jeden zwölfscharigen Pflug, sitzt er erst am Bike. Herr Lindner gewandet uns, wir mehren seinen Ruhm auf dem Lande. Ein Pakt, mit Erde besiegelt.

Nummer 24: Der Fahrradfachverkäufer

Von allen wichtigen Jobs ist der des Bikeverkäufers der wichtigste. Gut, Krankenschwester ist auch wichtig. Oder Briefträger. Und Rasenmäher. Aber ohne Gleichen ist der Beruf des Mountainbikeberaters.
„Ham Sie ein Bike mit Schimanski-Schaltung,“ wird da gefragt, oder: „I brauch an Bockschock!“ Gern auch: „Junger Mann, wozu ist eine Leber-Bremse gut?“ „Leber???“ „Ja, Kandis-Leber oder so, mein Sohn hat gesagt, das ist gut für die Sicherheit.“ Da kann einer schon verzweifeln beim Bike-Verkaufen und muss sich zurückhalten um nicht gegenzufragen: „Mit serienmäßigem Kandis-Zucker in der Gabel oder lieber doch Nutra-Suspension?“
Zugegeben: Die Welt des Mountainbikes ist voll von seltsamen Worten. Und ich rede jetzt nicht von Komponenten, die heißen wie Frauen. Das mag seltsam genug sein, denn wer fährt schon gern in Gegenwart von Punch & Judy, Thelma & Louise oder Heidi & Clara herum: Klingt ja wie der reinste Elyseums-Wandertag. Ich meine, Bikes sollten Tantalus, Hammer oder Supercaliber heißen, ganz zu schweigen vom besten Namen, das ein Fullsuspension jemals getragen hat: „El Kaboing,“ ich glaub‘ das Ding war von Salsa, als die noch komplette Bikes gebaut haben. Sowas klingt. (In Kärnten hätte das Gerät sicher „Albert Kaboinig geheißen, um auch diesen Witz anzubringen.)
Wenn jetzt ein Greenhorn in den Shop hineinrasselt, wird er sich wohl nicht auskennen vor lauter Kürzeln. Das ist ja ärger als beim Bundesheer: OCLV, SRAM, STI, HG, SPD, XT, MTB, WSC, CST, S, SL, SLK. Ganz zu schweigen von X, Y, Z1, NTH, FSR, SH-M, UST, M4, oder FS. Oder ganze Firmen: GT, WTB, AMP, RST, K2, KTM. Wie soll einer da die dahinter sich versteckenden Diamanten erkennen, wenn er das erste Mal ins Geschäft kommt? Dazu braucht er den Menschen hinter der Budel, ganz klar.
Wie der Eindruck oft täuscht: Selbst die gepiercten, tätowierten, goatie-bärtigen Typen darin wollen einem gar nicht an den Pelz. Zumindest die nicht, die mich Freund zu nennen sich nicht schämen. Das teste ich auch aus. Ich bin ja von Natur aus ein bösartiger Mensch. Hänge ich wieder einmal im Shop herum und ein argloser Frischling kommt herein, dann verlasse ich ungesehen die Lokalität, spaziere bei der Vordertür herein und verlange „150 Milimeter, progressiv, aber bei Upside-Down und Sechser-Adapter.“ Und das alles bei einem 43-er Querschnitt, alles was recht ist.
Die Greenhorns kriegen sofort Ohren wie die Leute von Deep Space Nine und fragen, ob sie das auch brauchen. „Sicher,“ sag ich ungefragt, das braucht ein jeder. Plus Rapidfire-Plus am eineinviertel-Ahead-Set, auch wenn’s teurer ist, aber das bringts. Ganz zu schweigen vom Öl-Luft-Dämpfer im Crankset und der Open-Bath-Cartridge fürs Horst-Link. Aber das brauche ich einem wie Ihnen eh nicht sagen, hab ich recht?!? Wui, da sind sie baff und ganz bös auf den Verkäufer, dass er ihnen das nicht gesagt hat.
Der aber, weil er mich kennt, jagt mich nicht zum Teufel sondern sagt, schauns, das ist der Perkelino von der Mountainbike Revue, der hat halt andere Ansprüche als Sie, der ist überhaupt ein bisserl eigen, seltsam gar, der will sich nur abhauen auf fremder Menschen Kosten, und er redet gern ein bisserl gscheit daher. Sie aber werden dieses und jenes nicht brauchen, dafür solches und solches. Probieren Sie es gern aus solang Sie wollen, Sie müssen sich wohlfühlen auf dem Bike. Und während Sie auf Probefahrt sind, erkläre ich diesem seltsamen Kerl, was ein D.E.P.P. ist, das haben wir nämlich gerade lagernd.
Ich sag ja, der wichtigste Beruf ist der des Mountainbike-Beraters.

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